Die Bürger*innen-Initiative Freiraum Naschmarkt richtet sich mit Wünschen der Anrainer*innen an die Teilnehmer*innen des EU-weiten Wettbewerbs ZWIDEWI. Stadträtin Sima hat ein neues Areal für ihre Markthalle gefunden.
Unter dem Titel ZWIDEWI läuft derzeit ein Wettbewerb zur Neugestaltung des Bereichs „Zwischen den Wienzeilen“. Die Bürger*innen-Initiative (BI) Freiraum Naschmarkt befürchtet weiterhin den Bau einer Markthalle. Östlich der Kettenbrücke, wo jeden Samstag der Bauernmarkt stattfindet, wurde unter dem Titel „Entree zum Naschmarkt/Bauernmarkt Neu“ (Planungsgebiet Ost/B) ein Platz für Sima´s Markthalle gefunden. Laut Auslobungsunterlagen ist eine bis zu 8,5 Meter hohe Bebauung möglich, um bis zu 1.000 m2Geschossflächen zu schaffen.
Widerstand gegen 8,5 Meter hohe Halle
„Sollte die maximal mögliche Bauhöhe von 8,5 Meter ausgereizt werden, ist mit Widerstand seitens der Anrainer*innen zu rechnen. Wir werden zeigen, wofür ZWIDEWI noch steht – nämlich für ‚Ziviler WIDErstand WIrkt.‘ Auch bei der von Stadträtin Sima gewünschten Integration von großflächigen Photovoltaikanlagen besteht die Gefahr von nicht adäquaten baulichen Maßnahmen“, warnt Monika Ferdiny.
Kunsthistorikerin Angelina Pötschner: „Jegliche Gestaltung auf dem Naschmarktareal muss die ikonische Architektur Otto Wagners zum Maßstab nehmen. Eine Gestaltung muss im Dialog mit dem baulichen Bestand, einer einzigartigen großstädtischen Verbauung des Fin de siècle, erfolgen. Das Areal befindet sich inmitten einer von der Stadt Wien eingerichteten Schutzzone und ist Pufferzone des Weltkulturerbes.“
Wichtig ist vor allem eine ungehinderte Sicht auf die 1898/99 errichteten Bauten Otto Wagners, das Ruferinnen-Haus (Linke Wienzeile 38) und das Majolikahaus (Linke Wienzeile 40) sowie die Station Kettenbrückengasse von 1896/98. Sie bilden ein Ensemble von Jahrhundertwende-Bauten, die Jahr für Jahr von Tausenden Tourist*innen als Höhepunkte des Wiener Jugendstils bestaunt werden.
Quo vadis, Bauernmarkt?
Die BI befürchtet auch, dass der Bauernmarkt am Samstag dem neuen Naschmarkt-Entree zum Opfer fällt, wenn die Standgebühren wegen der baulichen Maßnahmen höher werden. Ferdiny: „Vielmehr sollte die Stadt Wien bessere Bedingungen für regionale Kleinanbieter schaffen, um die Vielfalt und Regionalität des Angebotes auf dem Naschmarkt zu fördern.“
Park ohne Schnell-Radweg *)
Auch den geplanten rund 4 Meter breiten Radweg durch den Nachmarktpark sieht die BI laut Ferdiny kritisch: „So ein Schnell-Radweg wird die Aufenthaltsqualität empfindlich stören. Schnell fahrende Räder oder Roller sind vor allem für spielende Kinder gefährlich. Daher gehört der Radweg ganz an den Rand des Platzes und darf nicht durch den Park führen.“ Auch den umliegenden Raum müssen die Planer*innen mitdenken. Ferdiny ruft die Stadt Wien auf, sich zu überlegen, mit welchen Maßnahmen der Kfz-Verkehr entlang der Wienzeilen eingedämmt werden kann.
Öffentliche Beleuchtung überdenken
Als wesentliches Gestaltungselement für das Bearbeitungsgebiet werden auch Licht und Beleuchtung gesehen. Die öffentliche Beleuchtung steht daher im gesamten Bearbeitungsgebiet für eine Neugestaltung zur Disposition. Kunsthistorikerin Angelina Pötschner verweist darauf, dass die originalen Jugendstillampen von der Stadt Wien in den Jahren 2009/10 demontiert wurden: „Die Jugendstillampen haben perfekt zu den Wienzeilenbauten gepasst. Wenn die Stadt Wien mutig wäre, würde sie den Weg zurück beschreiten! Es geht bei solchen Details der Stadtmöblierung um die vom Architekturtheoretiker Vittorio Lampugnani treffend als `bedeutsame Belanglosigkeiten´ bezeichneten Dinge, wie etwa diese Jugendstillampen, die in Abstimmung auf die umgebende Architektur erschaffen wurden.“ Das jetzige „Beleuchtungsgerümpel“ ist ein Bruch im Stadtbild.
Shortlist für Architekt*innen und Stadträtin Sima
Bis April haben Architekt*innen und Landschaftsplaner*innen nun Zeit, ihre Ideen für die Gestaltung des Platzes im EU-weiten Wettbewerb ZWIDEWI einzureichen. Für Anfang Mai ist die Sitzung des Preisgerichts anberaumt. Eine offene Kommunikation seitens der Stadt und Einbindung der Bürger*innen sieht die BI als obligatorisch an und ruft den Planer*innen und Politiker*innen folgende Wünsche der Anrainer*innen in Erinnerung:
Errichtung eines innerstädtischen Naherholungsgebiets mit Aufenthaltsqualität, die den wöchentlich stattfindenden Flohmarkt integriert
Natürliche Beschattungsmöglichkeiten, die der architektonisch bedeutenden Umgebung angepasst sind
Keine Markthalle oder oder sonstige nicht adäquate Gebäude
Aufwertung des Bauernmarktes
Kein Radweg durch den Park
Umgestaltung der öffentlichen Beleuchtung
Erklärung der Gesamtfläche des Naschmarktplatzes (Planungsgebiet West/A) zum konsumfreien Raum, um die Kommerzialisierung des öffentlichen Raums einzudämmen
Strukturelle Maßnahmen zur Verbesserung des Frischwarenangebots am Naschmarkt und transparente Vergabe der Marktstände
*) die Verbindung des Radwegs West vom Margaritensteig (Rüdigerhof) hinüber zur Magdalenenstraße gehört ganz am Rande der Naschmarktplatte geführt.
Rückfragehinweis:
Monika Ferdiny, 0650/9203463, monika.ferdiny@icloud.com
Comentarios